PETER GOWENIUS

Turmbau zu Babel

Höhe 360 cm / Gebrannter Ton

 

Peder Gowenius

Blickwinkel Potsdam / Ein Projekt von:
Lars Kaiser & Jeanne van Dijk

Agentur Kunsttick.com

 

 

Peder Gowenius, Gårdsby (355 92 Växjö), Schweden

 

Ich wurde 1936 geboren. Meine Mutter stammte aus Hamburg, als Kind habe ich den Krieg irgendwie erlebt. Auf unserem Hof lebten viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den baltischen Staaten, aus Deutschland, Polen und Dänemark. Ein Kind in diesem Alter nimmt viel auf, was es nicht hören sollte, was seine Seele nicht verarbeiten kann.

 

Zwei Monate nach Kriegsende nahm meine Mutter mich mit auf eine lange Autofahrt durch Deutschland. Wir reisten nach Österreich, wo sie und ein Bischof, der mit uns reiste, in Wien an einer lutherischen Konferenz teilnahmen, die sich mit Schutzhütten und Armut nach dem Krieg befasste.

 

In früher Verarbeitung meiner nicht fassbaren Kriegserlebnisse begann ich schon als Teenager im Alter von 14 Jahren Totengräber zu zeichnen - Männer mit Zylindern. Als ich in den 50er Jahren Schüler an der Kunstschule war, wurden diese Totengräber sinnbildlich zu Kapitalisten. In den letzten 30 Jahren sind sie wieder Totengräber.

 

Männer, die nicht mehr am Stromnetz sind und nach Macht hungern, steigen immer höher. Oben angekommen treten sie die darunter liegenden mit Füßen. Sie wissen nicht oder verdrängen, dass der Turm zu irgendeinem Zeitpunkt fallen wird. Oder es ist ihnen egal, solange sie oben angekommen sind. Die Kisten, auf die sie klettern, sind ihr Geld, ihre Habseligkeiten. Sie können nicht erkennen, dass diese Kisten alle leer sind, die Kisten geben ihnen keine wirkliche Befriedigung oder Glück.

 

Unten am Fuß des Turms finden Sie eine Afrikanerin mit fünf Kindern. Sie sind ein sehr wichtiger Teil des Turms. Als der Turm in Stockholm ausgestellt war, stand ein etwa 5 Jahre altes Mädchen davor. Ich habe sie mir genau angesehen und als ich sie fragte, was sie denkt, antwortete sie: "Dumme Männer". Eine wunderbare Zusammenfassung meiner Gedanken, als ich den Turm schuf.

 

Peder Gowenius